Die Welt von Morgen



Das Wort "Ethik" stammt aus dem Griechischen und wird allgemein als die Lehre bzw. Wissenschaft vom Sittlichen, vom moralischem Bewusstsein und Verhalten der Menschen verstanden. Es wird einerseits mit Heimat, Haus, Wohnung und andererseits mit Gewohnheit, Sitte und Brauch übersetzt. (im Althochdeutschen gab es das Wort „giwon“ und hieß „gewohnt“ und ein verwandtes Wort „giwonen“, das sowohl gewonnen als auch gewöhnen bedeutete)

Der Begriff widerspiegelte in ihren Anfängen die Verhaltensweisen der Individuen zueinander, die hauptsächlich gegenüber den Bedürfnissen der Gesellschaft verantwortlich waren. Das innere, subjektive Bedürfnis des Einzelnen (das sich nach Platon und Aristoteles allmählich durch die Gewöhnung, Übung und Erziehung bildet) ist demnach hauptsächlich das Produkt erzieherischen Einflusses der Gesellschaft. In der Urgesellschaft sind also die Einzelnen durch gleiche Normen an einander gefesselt und stehen sich in gegenseitiger Verantwortung und Verpflichtung. Man spricht von einem Kollektivbewusstsein, was durch den Missbrach von deutschen Pädagogen wie Schirach negativ gefärbt ist.

Der Verfall des kollektiven Bewusstseins beginnt mit der Entwicklung des Privateigentums und der Klassengesellschaft. Die Theologie- Interessierten weise ich auf die Stämme in Saba im heiligen Koran hin, die mit dem Ausschluss aus dem kollektiven Zusammenlebens den Zorn Gottes provozieren. Die Entstehung von Klassen wie z.B. Privilegierte und Rechtlose führten zu Konflikten und zur Differenzierung der Sitten, Bräuchen, Moralvorstellungen und Lebensanschauungen. Plötzlich fing eine Entwicklung an, die am Ende ihres Weges den Privilegierten und Herrschenden das Diktat der Tugenden in der Gesellschaft ermöglichen sollte. Etliche Philosophen versuchten sich mehr oder weniger vergeblich an diesem Thema. Persönlich tendiere punktuell eher zu Locke. Locke geht davon aus, dass die Quelle der Erkenntnis die Sinneserfahrung sei und dass der Mensch durch gute und schlechte Erlebnisse die Grenzen der subjektiven Moralsetzung wahrnimmt. Kant hingegen sieht den Menschen als ein „Vernunftswesen“ an, das aus der Verantwortung zu sich selbst, sich auch „moralisch“ zu anderen verhält. Seine These bricht aber durch ihn selbst in sich zusammen, in dem er dem Menschen Unvollkommenheit zuschreibt. Dem zur Folge könne der Mensch aus der Mangelhaftigkeit heraus die Sittengesetze nicht verwirklichen und bedürfe dazu einer unsterblichen Seele und Gottes. Somit wird selbst bei Kant Gott zur Voraussetzung und Garantie moralischen Handelns.

Um die Sache besser zu kanalisieren: Die Brücke zwischen dem Idealismus und Realismus bildet die Politik und die Grundlagen der heutigen Gesellschaftsordnung finden ihre Wurzeln in einer Inszenierung des Feuerbach: Nach ihm ist der Materialismus die einzig solide Grundlage der Moral. Nach seiner Auffassung findet die Regulierung gesellschaftlicher Umgangsformen im Streben des Menschen nach Befriedigung seiner Bedürfnisse. Was jedoch bei "The Feuerbach Show" zensiert wird ist seine Erkenntnis, dass die wahre Moral keine eigene Glückseligkeit ohne fremde Glückseligkeit anerkennt. Die Herstellung der Harmonie und die Übereinstimmung der konträren Einzelinteressen sieht er in der allgemeinen Liebe. Unsere Gesellschaftsordnung, die auf die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruht, hat leider auch dieses Weisheitsvermögen zerschlagen und zerschmettert und in diesem Punkt das Bild eines verträumten und kindlichen Feuerbachs gezeichnet.

Marx bringt dann die Sache mit der Meinung auf den Punkt, dass ökonomische Bedingungen die moralische Normen, ihre Inhalte, Richtungen und Entwicklungen nicht direkt und unmittelbar, sondern nur in letzter Instanz in der Klassengesellschaft vor allem mit Mittel der Politik und Rechts beeinflussen.

Im Jahre 1995 habe ich das Buch 1984 von Orwell gelesen. 90% der Bilder kannte ich schon aus meiner Kindheit und der Realität Irans im genannten Jahr. Heute erlebe ich mehr und mehr Huxleys schöne neue Welt und seinen prophetischen Werte- und Sittenzerfall. Aber meine Frage betrifft das Danach: Wie sieht die Welt im Falle des Bestehens z.B. im Jahre 2075 aus?

Wie sind zur Zeit die Ansätze der politischen Rahmenbedingungen? In unserer wirtschaftspolitischen Welt der absoluten Fremdversorgung, die die Menschen eher jagt, als sie versorgt? In einer Lebensweise die ihre Legitimation in der Materie erfindet, gleichzeitig aber die Automatisierung vorantreibt und nebenbei noch die Märkte künstlich knapp hält so dass immer noch im Jahre 2006 Babies verhungern und verdursten und die überwiegende Mehrheit kaum einen Anteil am G-ttgegebenen Reichtum der Erde besitzt? In einer Kultur in der Männer täglich den Frauen mehr ähneln und die Frauen den Männern?

Ich sehe ausgehend von diesen Ansätzen nur Düsteres: Ich sehe eine technologische Entwicklung, die sich noch extremer und noch schneller gegen die menschliche Natur und seine Umwelt richtet, genetisch veränderte Menschen, die ich nicht mehr als Menschen bezeichnen kann, die Familie völlig zerschlagen und hetero sexuelle in der Minderheit, Schwangerschaften als Krankheit und Kindererzeugung in Reagenzgläsern, Maschinen in der Realität und Menschen in der Virtualität usw. usf.

Und ich sehe nichts, was diesen Prozess stoppen könnte, ausser das Ende der Menschheit! Es ist ein Krieg, den die heutige Menschheit verlieren wird. Die Mutter aller Schlachten findet weder in Bagdad, noch in New York statt. Sie passiert jeden Tag in jedem von uns, zum Teil ohne dass wir es bemerken. Sie hat aus uns Menschen gemacht, die nicht nur eine vorgefundene Welt so akzeptiert, sondern auch noch in der Übertreibung der Verfremdung des Ursprungs den vorangegangenen Generationen im Nichts nachsteht. Wer in dieser Schlacht irgendwann zu sich kommt wird zum Surrealisten. Und wenn er nicht aufpasst landet er im Absurden.



Ein etwas optimistischer Vorausschau : Doku 2057